Eine Ténéré, na und ..., oder doch Kult ?
Meine erste Ténéré (3YF Bj.92) hatte ich bereits 10 TKm gefahren bevor ich Sie besessen habe und der Kauf hatte nichts mit Liebe auf den ersten Blick zu tun, vielmehr war ich einfach vom Handling und der Zuverlässigkeit überzeugt.
Die Optik, nicht gerade ein Hingucker, aber egal ich will Sie ja „nur“ fahren und das mache ich auch die nächsten Jahre ohne Ausfälle und Probleme. Dann überkam mich der Bazillus "Ténérismus" und ich begann mich mit dem Phänomen intensiver auseinander zu setzen. Die Geschichte der XTZ 660 ist eine Geschichte voller Missverständnisse, die Kunden wollten eine Ténéré a la XT 600 Z, eben eine Enduro, während die Konstrukteure eine Reiseenduro mit starker Tendenz zum Straßentourer bauten.
Den Kundenwünschen konnte Sie leider nicht immer genügen, und gepaart mit der Optik wurde aus Ihr leider kein Mythos, oder Glück gehabt, denn dieses Motorrad steht nicht an jeder Ecke. Eine Ténéré hat eben 600 cm³ oder 750cm³ als Super Ténéré dazwischen gibt es eigentlich keine weitere Ténéré, oder? Die Wahrheit liegt wie so oft zwischen den Extremen, aber was macht die 660er denn eigentlich aus?
Ein Motorkonzept, das 1991 seiner Zeit weit voraus war, robust, zuverlässig ohne thermische Probleme und vibrationsarm wie ein Zweizylinder. Dieser Motor hat grundsätzlich das Zeug zu einen Langläufer, konstruktionsbedingte Ausfälle sind eher die Ausnahme. Die Wasserkühlung sorgt bei diesem Motor für einen Temperaturhaushalt, der schon eher als unterkühlt bezeichnet werden kann, die Öltemperatur steigt bei Regenfahrten und Außentemperaturen unter 20 Grad kaum über 70 Grad Celsius. Deshalb auch immer moderat warm fahren, der Motor wird’s danken. Weiterhin wären da noch ein Rahmen der mehr Rückrat besitzt als manch andere Enduro und ein standfestes Getriebe.
Die Leistung von 48 PS Modell 3YF und 46 PS ab Modell 4NW ist zwar nicht mit einer KTM zu vergleichen allerdings stecken auch hier Reserven die Yamaha nicht genutzt hat. MZ hat mit seiner Baghira gezeigt, das der Motor immer noch zeitgemäß ist und auch ohne Standfestigkeit zu verlieren 50 PS leisten kann. Dabei wurde das Triebwerk incl. Vergaserbatterie nicht verändert und nur Luftfiltervolumen , -durchsatz, Krümmer und Auspuff angepasst. Das bullige Drehmoment von 57 Nm verliert sich leider in dem auf sanfte Leistungsentfaltung ausgelegtem Getriebe, weshalb die 600er im Fahrvergleich auch giftiger erscheint. Wie schon beim Motor wurde auch bei dieser Baugruppe stark auf Standfestigkeit geachtet, der fünfte Gang weist nicht die Pittingproblematik auf wie bei den 600er Modellen. Die Ölpumpe versorgt den Motor und das Getriebe wirklich zuverlässig mit dem Lebenssaft, nur die Ölmessung ist bei der XTZ 660 ein Glaubenskrieg.
Da dieses Motorrad genügend Potential besitzt entstand mein Projekt, einer individuellen Offroadtauglichen Reiseenduro.
- Gewicht reduzieren
- Tankvolumen erhöhen
- Leistung auf ca. 50 PS erweitern
- Federweg vergrößern
- Bodenfreiheit erhöhen
Negativ
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schwergängiges Getriebe
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Ölmessstab und Zündkerze schwer zugänglich
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hohes Eigengewicht
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fehlender Mittelständer
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großer Verschleiß beim Sekundärantrieb (Kette)
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Serviceunfreundlich
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Rostanfällige Original-Abgasanlage
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Positiv
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zuverlässiger, langlebiger, robuster Motor
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standfestes Getriebe
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angenehme Sitzposition und guter Windschutz
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gute Kurveneigenschaften und Handling
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gute Soziustauglichkeit
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vibrationsarmer Einzylinder
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überschaubare Technik
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mäßige Tankreichweiten (300-330km ohne Reserve)
Diese Seite ist eine Plattform zum Informations- und Erfahrungsaustausch über ein Motorrad, daß keine Lobby besitzt und deshalb auch Literarisch äußerst stiefmütterlich behandelt wird. Aber wer wie ich die XTZ 660 zu schätzen gelernt hat, wird sie ungern tauschen wollen.